Editorial

Ausgerechnet im Land der Brüderlichkeit hat die Öffnung der Ehe inklusive Adoptionsmöglichkeit für Schwule und Lesben zu Demonstrationen ungeahnten Ausmaßes geführt. Mehrere 100.000 Menschen, der Veranstalter sprach bei einer Demo gar von einer Millionen, gingen gegen die sogenannte Homo-Ehe auf die Straße. Die unheilige Allianz aus Gott, Gewalt und Idiotie nahm ihren Lauf. Aufhalten konnte sie die »Bürgerlichkeit für Alle« nicht. Nicht in Frankreich, nicht in den USA oder England oder Deutschland und (hoffentlich) nicht in Brasilien. Alle diese Länder haben in den letzten Wochen ihre Ehe-Gesetze gerechter gestaltet. So abstoßend wie die homophoben Demos in Paris auch waren, sie blieben immerhin erfolglos. In anderen Ländern werden gleichzeitig die absurdesten Gesetze erlassen, um jede Homosexualität gewalttätig anzugreifen. Allen voran Russland, dort wurde »homosexuelle Propaganda« gesetzlich verboten, positive Äußerungen über Homosexualität – auch medial – stehen unter (zumeist Geld-)Strafe. Eine öffentliche Kritik an dem Gesetz wird sozusagen in dem Gesetz selbst unter Strafe gestellt.

Ausgerechnet im Land der Brüderlichkeit hat die Öffnung der Ehe inklusive Adoptionsmöglichkeit für Schwule und Lesben zu Demonstrationen ungeahnten Ausmaßes geführt. Mehrere 100.000 Menschen, der Veranstalter sprach bei einer Demo gar von einer Millionen, gingen gegen die sogenannte Homo-Ehe auf die Straße. Die unheilige Allianz aus Gott, Gewalt und Idiotie nahm ihren Lauf. Aufhalten konnte sie die »Bürgerlichkeit für Alle« nicht. Nicht in Frankreich, nicht in den USA oder England oder Deutschland und (hoffentlich) nicht in Brasilien. Alle diese Länder haben in den letzten Wochen ihre Ehe-Gesetze gerechter gestaltet. So abstoßend wie die homophoben Demos in Paris auch waren, sie blieben immerhin erfolglos. In anderen Ländern werden gleichzeitig die absurdesten Gesetze erlassen, um jede Homosexualität gewalttätig anzugreifen. Allen voran Russland, dort wurde »homosexuelle Propaganda« gesetzlich verboten, positive Äußerungen über Homosexualität – auch medial – stehen unter (zumeist Geld-)Strafe. Eine öffentliche Kritik an dem Gesetz wird sozusagen in dem Gesetz selbst unter Strafe gestellt.

Das gesellschaftliche Klima, in dem solche Gesetze verabschiedet werden können, ist erschreckend: Letztes Jahr wurden beispielsweise bereits zwei Menschen in St. Petersburg verhaftet, weil sie öffentlich ein Schild mit der Aufschrift »Homosexualität ist normal« zeigten, in Moskau wurde jede Gay Pride Parade für die nächsten 1000 Jahre verboten, der sogenannte Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche Kirill predigte im Juli, dass Homosexualität Volkszerstörung und die Apokalypse darstelle. Die Aussichten für Lesben, Schwule und andere Queere sind in Russland grausam.

In anderen Ländern sieht es noch schlimmer aus, in über 60 Ländern wird Homosexualität bestraft, in vielen mit körperlicher Gewalt bis hin zur Todesstrafe. Besonders Länder, in denen die Scharia gilt, sind Hardliner, wenn es um die Bestrafung von gleichgeschlechtlichem Sex geht.

Ein besonders zynischer Treppenwitz der Geschichte: In Saudi Arabien wird gerade ein neues Gerichtsgebäude gebaut. Diesen Criminal Court Complex, in dem nach der Scharia verurteilt wird, baut ausgerechnet… Albert Speer. Junior.

Auf die Frage, warum er in Ländern baut, in denen Menschenrechte nichts gelten, antwortete der im Spiegel, es sei auch auf sein Engagement zurückzuführen, dass Themen wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit in der chinesischen Stadtplanung wichtig geworden sind.

Was hätte wohl Tim Stüttgen dazu geschrieben? Wir hätten ihn gerne gefragt. Der langjährige queere Aktivist und Publizist ist leider im Mai in Berlin gestorben. Als Tribute dokumentieren wir in dieser Ausgabe seinen Text »Von der Phalansterie in den Darkroom« über das Verhältnis der Linken zum Sex.

This one goes out to the ones we lost!

~ Phase 2.

Vorschau Phase 2?–?47

Der Schwerpunkt der nächsten Phase 2 widmet sich den Neurowissenschaften, wir fragen unter anderem nach den Gründen für ihre Popularität, nach den gesellschaftlichen und politischen Implikationen ihres Menschenbilds und danach, wie sich neuronale Forschung auf das Verständnis vom Subjekt und seinem Handeln auswirkt.