Editorial

Als wir vor 16 Jahren die erste Phase 2 herausgebracht haben, schrieben wir schon vom rechten Konsens. In Sachsen war dieser damals bereits Alltag. Die Allianzen zwischen KommunalpolitikerInnen, die Berichte über Nazi-Angriffe als Nestbeschmutzung empfinden, EinwohnerInnen, die zustimmend wegsehen, und rassistische Jugendliche, die offen gegen alle »Nicht-Rechten« vorgehen, sorgen seit den 1990ern für eine Unkultur der Diskriminierung und Gewalt. Nach den Landtagswahlen im Sommer 2019 werden wir in Sachsen vermutlich die erste CDU-AfD-Regierung erleben und auch dann wird es wieder ein Erstaunen und Entsetzen geben.

Und danach ein Weiter-So: Die Linke (Partei) geriert sich als das Andere und macht noch jede Blödheit mit, die Linke (Bewegung) sucht verzweifelt nach PartnerInnen in der Zivilgesellschaft und scheitert daran. Ein paar Stellen in der Demokratie-Industrie fallen ab, um Sozialraumanalysen durchzuführen und zu warnen, ohne gehört zu werden. Nicht die AfD ist das Problem, sondern die Mehrheit der Deutschen, die für Rassismus, Antisemitismus und völkisches Denken steht. Und die anderen, die sich gar nicht vorstellen können, dass es »so was« noch gibt, obwohl ihre Kollegin über faule Polen und reiche Juden witzelt, der Nachbar Unterschriften gegen eine Asylunterkunft in der Nähe sammelt, die beste Freundin Geflüchteten nicht einmal die Butter auf dem Brot gönnt und sie selber Sinti und Roma für krimineller als andere halten. Aber Rassismus, der ist einem noch nie begegnet in diesem Leben. Und mit Nationalsozialismus, dieser dunklen Zeit, hat das alles gar nichts zu tun.

In diesem Sinne, Prost und viel Spaß mit der 55. Phase 2, in der wir uns vorrangig der Angst widmen.

Dead leaves and the dirty ground

Eure Phase 2