Editorial

Ihr haltet sie in den Händen, die 50. Ausgabe der Phase 2! Gelogen wäre, zu sagen, das hätten wir uns nicht träumen lassen, damals, am Ende des BAT und der BO – oder B0 je nach Blickwinkel. Denn von Anfang an galt zumindest in Leipzig das Motto, wenn wir eine Zeitschrift machen, dann nicht nur für ein paar Ausgaben. Bei der regulären Halbwertzeit von linken Projekten ist es dennoch ein kleines Wunder, dass es die Phase noch gibt.

Irgendwo zwischen prozesshafter Professionalisierung und Politgruppendesorganisation haben wir es uns eingerichtet, alle diskutieren alles, keineR (außer Druckerei und Post) wird bezahlt. Viel Arbeit, viel Spaß und ständige Schärfung von Positionen. Abozahlen und Rückmeldungen zeigen uns, dass es beständig mehr LeserInnen gibt, die das Credo der Phase 2 »pluralistisch mit harter Hand« zu schätzen wissen und die sich die Zeit nehmen für Texte, die sich Raum nehmen, um den Wahnsinn der Realität zu analysieren.

Apropos: Das europäische Drohnenprojekt, ein Wahnsinn auf vielen Ebenen, hat den Namen MALE 2020 bekommen. Sitzt da irgendwo ein schießwütiger Militärfuzzi und denkt, so richtig auf Distanz ballern, da braucht es einen virilen Namen? Das Akronym bildet sich aus medium altitude long endurance, denn das Ding soll nicht so hoch aber weit fliegen können. Von der Leyen hat »die MALE-Drohne« schon als »Schlüsselfähigkeit für Europas Verteidigung« bezeichnet. Und bei so einem Satz muss eine ehemalige Frauenministerin nicht lachen?

An Akronymen versuchen sich regressive Geister ja momentan ohnehin gerne, der überraschende Erfolg von pegida fand kurioseste Nachahmer; bo-, sü-, dü-, le-, ka-, ha-, ma-, bra- und kögida klingen alle sinnlos – so passt der Name zum Programm. Die Trophäe geht jedoch an bärgida, das Bilden eines Akronyms ist für den Berliner Patrioten e.V. eine nicht zu bewältigende Aufgabe.

In der Linken werden Abkürzungen gerne zum Vortäuschen von Jugendlichkeit verwendet. Kürzlich erreichte uns zum Beispiel ein Text, der »yolo« in einen vollständigen Satz einbaute. Durch das Lektorat hat es das Jugendwort 2012 nicht geschafft.

Isso, Babo, läuft bei uns!

Phase 2