Im Verhältnis

Eine Begriffsdiskussion zu heteronormativer Matrix und Patriarchat

Wenn das Geschlechterverhältnis heute auf einen Begriff gebracht werden soll, stehen zwei Konzepte scheinbar in Konkurrenz: Patriarchat und heteronormative Matrix. Die Frage, die beide zu beantworten versuchen, ist die nach dem gesellschaftlich wirkmächtigen Strukturprinzip im Geschlechterverhältnis. Das Patriarchat geht von einem binären Geschlechterverhältnis aus und betont die Hierarchie der Geschlechter. Die heteronormative Matrix denaturiert diese Binarität und kritisiert die heterosexuelle Norm.

Im Folgenden werden beide Konzepte kurz umrissen. Dann wird auf die Herleitung des Begriffs der Matrix bei Butler in Abgrenzung zum Patriarchatsbegriff eingegangen, um anschließend »Patriarchat« auf Kompatibilität mit der Vorstellung der Konstruiertheit von Geschlecht zu untersuchen. Dabei ist vorausgesetzt, dass die beiden Begriffe zu unterschiedlichen Politikfeldern gehören, die aber durchaus eine Schnittmenge haben. Auch wenn der eine eher dem Feminismus und der andere eher der Queer-Theory zugeordnet wird, können sie im Konkreten für gleiche gesellschaftliche Phänomene verwendet werden.

Die Frage ist hier, welcher Begriff das hierarchische Geschlechterverhältnis im gesellschaftlichen Zusammenhang adäquater fassen kann, das häufig als Diskriminierung im zwischenmenschlichen, politischen und ökonomischen Bereich widerhallt.

Wer? Wie? Was?

Patriarchat wurde und wird immer wieder herangezogen, um das hierarchische Geschlechterverhältnis zu bezeichnen, in dem der Mann der Frau übergeordnet ist. In diesem Sinne ist der Begriff konstitutiv für feministische Kritik. In welcher Form diese Herrschaft jedoch ausgeübt bzw. was unter Patriarchat verstanden wird, ist je nach politischem Kontext sehr unterschiedlich. Um den vermeintlich anachronistischen Charakter des Patriarchatsbegriffes in Bezug auf die heutige »westliche« Gesellschaft aufzuzeigen, wird in aktuellen Debatten häufig auf eine eingeschränkte Definition verwiesen. Diese versteht das Patriarchat nur im Sinne einer personalen Herrschaft des Mannes über »seine« Frau und Tochter, also seine Verfügungsgewalt über ihre Körper, ihr Eigentum und ihre Sozialkontakte. In feministischer Kritik wurde der Begriff jedoch schon früh von diesem engen Verständnis abgekoppelt und synonym für jegliche Unterdrückung von Frauen qua Geschlecht verwendet. Zur Verwendung des Patriarchatsbegriffes seit den zwanziger Jahren im Feminismus: Patriarchat, Kapital und gesellschaftliche Reproduktion von sexueller Gewalt, http://www.projektwerkstatt.de/gender/texte/pat_kapital.html, eingesehen am: 29. März 2009. Dieses Bedeutungsfeld reicht von der bloßen Feststellung einer Hierarchie bis hin zu identitätsfeministischen Konstruktionen der Frau als Opfer per se. Die Interpretation von Patriarchat als einer rein personalen Herrschaft ignoriert die gesellschaftlich vermittelten und reproduzierten Hierarchien und Zurichtungen. Es geht eben nicht zwangsläufig nur um rechtliche oder soziale Abhängigkeit und Unterdrückung, sondern auch um die je eigene Reproduktion des gesellschaftlichen Geschlechterbildes, das in den momentan existierenden Gesellschaften konstitutiv hierarchisch verfasst ist, um die Ungleichheiten, die sich im ökonomischen, sozialen oder politischen Bereich perpetuieren.

Ein anderes Konzept, das diesen Komplex beschreibt, ist das der heteronormativen Matrix. Es wurde von Judith Butler 1990 mit Das Unbehagen der Geschlechter in die und gegen die feministische Diskussion eingebracht, um gängige Essenzialisierungen und Naturalisierungen zu kritisieren. Ihre Kritik bezieht sich direkt auf das in feministischer Theorie häufig als homogen wahrgenommene politische Subjekt Frau und die als natürlich angenommene binäre Geschlechterordnung. Die kulturelle Matrix ist dabei die Struktur, durch die Geschlechtsidentität (gender), Körper (body) und Begehren (desire) geformt und fixiert werden. Damit werden die Geschlechter nicht als natürlich aufgefasst, sondern als gesellschaftlich konstruiert.

Die binäre Ordnung der Geschlechter wird als ebenso gesellschaftlich hergestellt begriffen wie die dazugehörigen Identitäten. Die Trennung zwischen der Geschlechtsidentität und dem natürlichen Geschlecht (sex) wird dabei durch die gesellschaftliche Konstruiertheit des vermeintlich natürlichen Geschlechts aufgehoben. Das hegemoniale Bild ist die zweigeschlechtliche hierarchische Ordnung, auf die Butler explizit verweist. Der wesentliche Ausdruck dieser Binarität ist die Heterosexualität als gesellschaftliche Norm, die die Geschlechter zueinander in Beziehung setzt. Dadurch ist die kulturelle Matrix im Speziellen als heteronormative Matrix aufzufassen, die das Geschlechterverhältnis strukturiert. Vgl. hierzu: Judith Butler, Das Unbehagen der Geschlechter, Frankfurt a. M. 2007. Vor allem: Anm. 6, 219f.

Biologie ist (kein) Schicksal

Im Folgenden wird primär auf Das Unbehagen der Geschlechter eingegangen und auf die dort vorgenommene Verortung der heteronormativen Matrix in Abgrenzung zu feministischen Positionen. Judith Butler beginnt mit der Kritik der Kategorie Frau als Grundlage identitätsfeministischer Politik und versucht damit die Grundannahme einer vorgängigen weiblichen Identität in Frage zu stellen. Butler verortet sich dabei explizit innerhalb einer feministischen Debatte: »Möglicherweise eröffnet sich gerade zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Kulturpolitik – in einer Epoche, die von einigen als ›postfeministisch‹ bezeichnet wird – die Möglichkeit, aus feministischer Perspektive über den Zwang nachzudenken, ein Subjekt des Feminismus zu konstruieren.« Ebd., 21.

Ziel ist eine Dezentrierung von Identität, d.h. eine neue Sicht auf das vermeintlich kohärente Subjekt: Geschlechtliche Identität darf nach Butler eben nicht als Ausgangspunkt oder Ursprung des Denkens über Geschlechterverhältnisse angenommen werden, sondern gilt als deren Ausdruck, womit die Vorstellung monolithischer Individuen verworfen wird. Außerdem erhält hieraus der Matrixbegriff seinen tieferen Sinn, der die existenten Verhältnisse nicht als System im Sinne festgelegter und benennbarer Macht- und Ohnmachtspositionen begreift, sondern den Blick auf das Zusammen- und Gegenspiel verschiedener Mechanismen konzentriert. Damit soll der dichotome Charakter feministischer Theorie, der Frauen nur in Bezug und Abgrenzung zu Männern behandelt, überwunden werden. Der Identitätsfeminismus sieht laut Butler mitunter die unterdrückte Frau im globalen Maßstab und beschränkt sich theoretisch auf die Analyse ihrer unterlegenen Stellung und praktisch-politisch auf die Zusammenarbeit mit anderen Frauen. Er versuche, alles unter dem einheitlichen Prinzip eines universalen Patriarchats zusammenzufassen mit der Folge einer Homogenisierung des Subjekts Frau. Damit würden weitere machtvolle diskriminierende Faktoren außer Acht gelassen. Ebd., 18f. und 33. Hier ist als ein wesentlicher Punkt genannt, dass die Geschlechtsidentität in einem strukturellen Zusammenhang mit weiteren gesellschaftlichen Machtmechanismen zu denken sei, der wiederum im gesellschaftlichen Produktionsapparat der Geschlechtsidentitäten mitgegeben sei. Die Matrix, die versucht den Apparat zu benennen, stehe damit in fundamentaler und untrennbarer Verbindung zu anderen gesellschaftlichen Machtstrukturen. Der Feminismus müsse einsehen, dass die eigene Politik gerade aus den gesellschaftlichen Machtstrukturen hervorgegangen ist, die damit angegriffen werden sollen.

Eine Person und deren Identität werden von Butler als mit der Geschlechtsidentität verbunden gedacht. Konstitutierender Faktor sei nicht nur die Geschlechtsidentität allein, aber für die Vorstellung einer stabilen Person sei eine kohärente Geschlechtsidentität notwendig. Die Vorstellung von Geist und Körper als getrennte sowie die Zweigeschlechtlichkeit seien Dichotomien, die konstitutiv für das Denken des (bürgerlichen) Subjektes sind. Es »[...] ergibt sich die Notwendigkeit, die Identitätskategorie im Zusammenhang mit den Beziehungen der fundamentalen Geschlechter-Asymmetrie (gender asymmetry) radikal zu überdenken.« Ebd., 30. Schwul-lesbische, Bi-, Transgender- und Intersex-Positionen, die sich außerhalb der heterosexuellen Norm bewegen, werden ins Zentrum der Betrachtung und Gesellschaftskritik gerückt. Die heteronormative Matrix forme Geschlechtsidentität, Körper und Begehren, und ihr Zusammenhang werde im intersubjektiven Verständnis als kohärent und kontinuierlich begriffen. Damit würden Gesetze geschaffen, die »versuchen ursächliche und expressive Verbindungslinien zwischen dem biologischen Geschlecht, den kulturell konstituierten Geschlechtsidentität und den ›Ausdruck‹ oder ›Effekt‹ beider in der Darstellung des sexuellen Begehrens in der Sexualpraxis zu errichten.« Ebd., 39. Die gesellschaftliche Verständlichkeit von Geschlecht rekurriere auf eine vermeintlich vorgesellschaftliche (vordiskursive) Oberfläche eines natürlichen Geschlechtes. Die Formel »Biologie ist Schicksal« wird von Butler insoweit kritisiert, dass die Formung des vermeintlich natürlichen Geschlechtes eben nicht außerhalb der Gesellschaft steht. Die Trennung von natürlichem Geschlecht und Geschlechtsidentität sei damit ein Schein, der die kulturelle Produktion des anatomischen Geschlechtes verdeckt. Die Zweigeschlechtlichkeit sei genauso gesellschaftlich produziert. Damit ist dem binären Geschlechterverhältnis das naturalisierte Fundament entzogen. Die » […] Geschlechtsidentität [erweist] sich als performativ, d. h. sie selbst konstituiert die Identität, die sie angeblich ist.« Ebd., 49. Das heterosexuelle Begehren werde somit fundamental in Frage gestellt, es gebe eben keine natürliche heterosexuelle Geschlechterordnung. Butler sieht die kritische Aufgabe darin, »die subversiven Möglichkeiten von Sexualität und Identität im Rahmen der Macht selbst zu überdenken«, Ebd., 57. wofür die Voraussetzung gegeben sein muss, dass die Herrschaftsverhältnisse nicht unkritisch reproduziert werden. Dann könne die Möglichkeit entstehen, die in dem Bereich der Geschlechtsidentitäten geltenden Gesetze zu verschieben.

Festzuhalten ist, dass sich die heteronormative Matrix auf jedes Geschlecht und die Strukturen, die diese formen, bezieht und damit eine veränderte Fragestellung vom »Was?« der Geschlechterhierarchie zum »Wie?« der Konstruiertheit und der Performativität von Geschlecht etabliert. Damit einher geht eine Schwerpunktverlagerung von der gesellschaftlich vorherrschenden hierarchischen Vorstellung von Mann und Frau auf die heterosexuelle Normativität der Geschlechterbeziehungen.

Zur Aktualität des Patriarchatsbegriffs

Wird die Konstruiertheit von Geschlecht und damit auch eine potentielle Offenheit der Geschlechteridentitäten konstatiert, bleibt die Frage, ob der Begriff der heteronormativen Matrix für die Produktion des Geschlechterverhältnisses in seiner hierarchischen Ausformung hinreichend ist. Das Konstrukt der Dichotomie Mann und Frau ist damit zwar beschreibbar, aber die Hierarchie tritt in den Hintergrund. Die Heteronormativität ist genuin an die hierarchische Zweigeschlechtlichkeit gekoppelt, aber die Betonung liegt auf der Heterosexualität als Norm. Einige verwenden den Begriff der heterosexistischen Matrix, was diese Lesart noch unterstreicht. Vergleich hier zum Beispiel: http://www.gender-killer.de/wissen%20neu/texte%20gender%20alekkatrina.htm. So wichtig die Thematisierung dieses Verhältnisses ist, so wichtig ist es, einen Begriff für die Hierarchie zwischen den beiden (gesellschaftlich geprägten) Geschlechtern zu haben. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, den Begriff des Patriarchats auf seinen vielleicht doch noch aktuellen Gehalt zu prüfen. Dabei geht es weder um eine Aktualisierung eines Identitätsfeminismus noch um die Beschränkung auf personale und direkte Unterdrückung, sondern darum, in der gesellschaftlichen Vermittlung patriarchale Strukturen ausmachen zu können, denen Frauen und Männer ausgesetzt sind. Zwar ist hier die Gefahr präsent, die Geschlechtsidentitäten allein durch den Gebrauch der Kategorien Frau und Mann zu naturalisieren, andererseits sind diese Kategorien gesellschaftlich wirkmächtig. Es geht also darum, die Geschlechterhierarchie als gesellschaftliches Phänomen zu analysieren, ohne die Geschlechtsidentitäten damit zu essenzialisieren.

Wie oben schon beschrieben wird der Begriff Patriarchat nicht nur im engen Sinne einer personalen Herrschaftsstruktur verwendet, sondern auch um strukturelle gesellschaftliche Fremd- und Selbstzurichtungen in der Asymmetrie Mann – Frau explizit zu machen. Diese Motivlage muss aber von der Vorstellung eines einheitlichen Subjektes Frau gelöst werden, um die Reproduktion der Geschlechtsidentitäten im gesellschaftlichen Strukturzusammenhang beschreibbar zu machen. Butlers Kritik ist damit nachgerade notwendig, um die Konstruktion der vermeintlichen Einheit in der Unterdrückung kritisieren zu können. Der Eigenanteil der Frauen und Männer an der Reproduktion der Herrschaftsmechanismen muss dabei genauso eingebracht werden wie eine potentielle Offenheit der Kategorien. Frauen sind damit weder die alleinigen Opfer der Geschlechterhierarchie, noch ist »die Frau« als monolithische Kategorie zu begreifen. Damit soll die Benachteiligung von Frauen nicht bagatellisiert werden, jede Empirie zu gesellschaftlichen Ressourcen zeigt deren Aktualität.

Der Sinn eines Festhaltens am Patriarchatsbegriff liegt in seinem Gehalt begründet, die Hierarchie im Geschlechterverhältnis auszudrücken, der Zusatz strukturell verschiebt dabei den Fokus von dem auf das biologische Geschlecht bezogenen und somit personal gebundenen Machtverhältnis zu Machtverhältnissen, die sich in Handlungen und Institutionen manifestieren. Dadurch können gesellschaftliche geschlechtsspezifische Ungleichheiten im ökonomischen, politischen und sozialen Bereich direkt benannt werden. Die unterschiedlichen Diskriminierungen und patriarchalen Strukturen haben wir an anderer Stelle ausführlicher behandelt: AFBL, Unterm Klebeband, in: Jungle World, Nr. 49, 2008 oder www.afbl.tk, Raus aus der Comfortzone. Diese teilweise strukturellen, teilweise aber auch direkten Ungleichheiten offen zu legen ist notwendig, um die gesellschaftlich vorherrschenden Geschlechterbilder zu kritisieren. Dabei geht es nicht um jegliche Herrschaftsmechanismen, sondern eben nur um die geschlechtsspezifischen Asymmetrien, auch sollen damit nicht zeitliche und räumliche Unterschiede eingeebnet werden. Die Strukturen lassen sich an ihrem jeweiligen Effekt deutlich machen, ohne ein Patriarchat anzunehmen, das sich universalistisch ausnimmt. Die Kritiken der letzten Jahrzehnte sind dabei ernst zu nehmen, d.h. identitätsfeministische Positionen müssen in ihrer falschen Homogenisierung kritisiert und die gesellschaftliche Konstruiertheit von Geschlecht (sowohl des anatomischen als auch der zugehörigen Identität) ausgedrückt werden. Dabei bleibt aber zu betonen, dass die Gesellschaft hierarchisch verfasst ist und die Wirkung der geschlechtsspezifischen Hierarchie am eindeutigsten mit dem Begriff des strukturellen Patriarchats beschrieben werden kann.

Zwischen den Disziplinen

Dies ist kein Abgesang auf den einen oder den anderen Begriff. Es geht dabei um inhaltliche Verschiebungen im jeweiligen Politikfeld. Die feministischen Positionen legen den Fokus eher auf die hierarchische Binarität, die Queer-Theory dagegen betont den Konstruktionscharakter der Geschlechtsidentität und damit eine potentielle Auflösung der zweigeschlechtlichen Ordnung. Die mögliche Dekonstruktion der Geschlechtsidentitäten ist ein politischer Output des Themenfeldes der heteronormativen Matrix. Aber auch ernst zu nehmende feministische Positionen haben den Identitätsfeminismus längst überwunden.

In der Rezeption Butlers taucht der modifizierte Begriff der heterosexistischen Matrix auf, der die diskriminierenden Wirkungen der Heteronormativität beschreibt. Vgl. hierzu neben dem oben genannten Text z.B. Gruppe Q für das ASBB: Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es ist nur deine Schuld, wenn sie so bleibt! In: AS.ISM. Reader des Antisexismusbündnis Berlin. Diese Wendung verschiebt den Fokus weiter von der Kritik der Hierarchie des Geschlechterverhältnisses hin zu der Kritik der Vorstellung des Außer-der-Norm-Seins. Die Thematisierung der Reproduktion der hierarchischen Geschlechterbilder wird durch die Offenlegung der diskriminierenden Vorstellungen von Normalität ersetzt. Damit ist ein wichtiges Kritikfeld eröffnet, gleichzeitig wird jedoch durch die Verschiebung deutlich, dass es eines Begriffes bedarf, der die Betonung auf die Hierarchie im Geschlechterverhältnis legt. Das heißt nicht, dass andere Diskriminierungen neben denen gegen Frauen damit heruntergespielt werden sollen, aber der spezifische Bereich muss benannt werden können. Der oben erwähnte schwache Vorwurf, Patriarchat wäre allein deswegen anachronistisch, da es in der westlichen Gesellschaft keine personale Herrschaft des Mannes mehr gäbe, bebildert die Notwendigkeit, an einem in sich asymmetrischen Begriff festzuhalten. Der Rekurs auf die rechtliche Gleichstellung von Frauen und die damit verbundene Absage an feministische Politik verstärkt diese Notwendigkeit. Dabei müssen weder zwangsläufig alle Komponenten des Problemkomplexes Geschlechterverhältnis darin enthalten sein, noch dürfen weitere Machtmechanismen aus dem Blick geraten oder in ein Konkurrenzverhältnis gesetzt werden. Für eine adäquate Gesellschaftskritik braucht es einen Begriff, der die Ungleichheiten benennt und gleichzeitig die Einsicht beinhaltet, dass jedes Geschlecht aktiv an der Formierung und Bestätigung des Geschlechterverhältnisses beteiligt ist.

~Von AFBL (Antifaschistischer Frauenblock Leipzig).