Ladyfest

Nachdem letzten August in Olympia/USA das erste Ladyfest stattgefunden hat, müssen wir dieses Jahr nicht mehr so weit reisen: vom 12.-14. August 2001 wird in Glasgow das Ladyfest Scotland veranstaltet.

Was ist Ladyfest?

Ladyfest ist ein Frauen-Kunst-Festival - ein »non-profit, community-based event designed by and for women to showcase, celebrate and encourage the artistic, political, organizational and musical talents of women«. Ladyfest versteht sich als »a medium, providing tools for a change - for women and men«. Es ist also eine von Frauen für Frauen organisierte Veranstaltung, bei der Wert darauf gelegt wird, dass sämtliche Künstlerinnen weiblich sind. Was trotzdem nicht bedeutet, dass das männliche Geschlecht von diesem Event ausgeschlossen wird: fast alle Veranstaltungen sind Männern zugänglich, da die Veranstalterinnen betonen, dass zu einer praktischen Änderung bestehender Geschlechteridentitäten alle Menschen teilhaben sollen/müssen.

Die Geschichte des Ladyfestes geht auf die Riot Grrrl Bewegung zurück. Die meisten denken bei diesem Schlagwort an Punkmusik kombiniert mit wütenden, schreienden Frauen in provokanter Kleidung. Richtig, aber in den Rezeptionen der bürgerlichen Medien fehlt die radikalfeministische, politische Sichtweise der Grrrls, die u.a. Missbrauchserfahrungen thematisieren und sich gegen Schönheitsideale, Prüderie und Homophobie richten und so zu einer Alternative zur vorherrschenden Identifikationskategorie für viele junge Frauen wurden. In der Adaption des Girliestyles wurde oberfächlich an die Outfits der Riot Grrrls angeknüpft, die Parole »Grrrl Style Revolution Now« zerhäckselte man jedoch zum konsument/innenfreundlichem Slogan »Girl Power« (hier wird zwar auch ein Selbstbewusstsein für Mädchen transportiert, an den bestehenden Geschlechterrollen und -kategorien wird so jedoch nicht gerüttelt).

Corin Tucker, Sängerin/Gitarristin von Sleater-Kinney, formulierte es folgendermaßen: »Die Mainstream-Medien trivialisierten die ganze Bewegung auf ein Mode-Statement. Dabei ist der Punkt an Riot Grrrl, dass wir damit fähig waren, Feminismus für das 21. Jahrhundert neu zu schreiben. Wir nahmen die Ideen und übersetzten sie in unsere eigene, für uns verständliche Sprache. Das sind die eigentlichen wichtigen Errungenschaften - in den Medien war davon jedoch nicht mehr die Rede.«

Ladyfest Olympia wurde von Protagonistinnen der Riot Grrrls organisiert: 10 Jahre nach deren Entstehung, um eine Bestandsaufnahme zu machen und Perspektiven für die Zukunft zu diskutieren (kommt uns irgendwie bekannt vor, oder?). Diese haben auch den Begriff »Lady« geprägt, da sie sich altersbedingt nicht mehr durch das " grrrl " angesprochen fühlen. Die Riot Grrrl Bewegung spielte von Anfang an mit weiblichen Stereotypen und setzten auf eine subversive Taktik der Umdeutung negativ besetzter Begriffe wie »dyke« (Lesbe) und »slut« / »bitch« (Hure). Riot Grrrls nahmen traditionelle Elemente einer Mädchenkultur, bewerteten sie positiv und verwendeten sie als Grundlage für ihr politisches, soziales und kulturelles Engagement . Die Bands nennen sich Hole, Cockpit und Burning Bush, benutzen also ein gemeinhin abwertendes Vokabular für den weiblichen Körper. Schade, dass es für die "Lady" keine dissidente Schreibweise gibt, welche einschlägige Assoziationen und bürgerliche Konotation verhindern hilft.

Was wird in Schottland geboten?

Das Festival umfasst ein umfangreiches Musikprogramm, wie auch Workshops, Diskussionsrunden, Spoken-Word-Performances, Kunstausstellungen, Filme, After-Show-Events etc pp.

Bekannteste Bands werden die Riot Grrrl-Bands »bratmobile« (USA) und »katastrophe wife« (USA \bullet mit Kat Bjelland, ehemals »babes in toyland«) sein. Neben ihnen werden u.a. »the bangs« (USA), »bis« (UK), »hello cuca« (Spanien) und »lack of reason« (Frankreich) spielen.

Die Workshops umfassen die ganze Spanne von Selbstverteidigung über Sexualität bis hin zum Web-Design, in den Diskussionsforen werden Themen wie Rassismus, »domestic violence«, sicheres und billiges Reisen und »youth rights« behandelt.

Die Veranstalterinnen betonen den Rahmen als Möglichkeit, gemeinsame Ideen und Erlebnisse auszutauschen, Künstlerinnen zu ermutigen, aber auch politische Erfahrungen zu vermitteln.

Weitere Infos unter:

www.ladyfest.co.uk

Phase 2 Göttingen