Mixed Signals

Eine Betrachtung von Gender-Rollen und (Homo-)Sexualität in japanischen Comics.

Japanische Mangas (Comics) und Animes (Animationsfilme) haben den europäischen Comic-Markt erobert. Dass selbst Comics, die sich an Kinder richten, oft sexualisiert sind und sexistische Darstellungen von Frauen und Mädchen vorzuherrschen scheinen, konnte ihrem Siegeszug keinen Abbruch tun: Kaum ein Comic-Laden, der nicht einen Großteil seines Umsatzes mit Mangas bestreitet und diesen mittlerweile sein Überleben verdankt; keine Bahnhofsbuchhandlung, die nicht regalweise schwule Liebesgeschichten an junge Mädchen verkauft. Animes, die im Kinderfernsehen laufen, müssen nicht nur wegen der Gewaltdarstellungen oft stark geschnitten werden, um eine Jugendfreigabe in Deutschland zu erhalten. Den deutschen ZensorInnen fällt, wie bei dem Action-Anime Naruto, auch schon mal ein Kuss zwischen zwei Jungen zum Opfer. Diese widersprüchlichen Signale zeigen, dass eine genauere Betrachtung der japanischen Kulturindustrie notwendig ist, wenn wir uns nicht mit dem oft herangezogenen Allgemeinplatz von den eben etwas »verrückten Japanern« zufriedengeben wollen, deren kulturelle Eigenartigkeit als Erklärung schon ausreichend sei.

Der japanische Comic-Markt ist so groß wie heterogen. Mit achtzig Milliarden Euro Umsatz, zweihundert neuen Anime-Serien im Jahr – oft Adaptionen von Mangas, die in den über zweihundertsechzig Wochenmagazinen erscheinen, manche bis zu tausend Seiten dick – ist eine definitive Aussage zu Gender und Anime ähnlich schwer zu treffen wie zu Gender und Fernsehen. Nur ein Bruchteil der animierten Langfilme schafft es in europäische Kinosäle. Hayao Miyazaki (Chihiros Reise ins Zauberland, Prinzessin Mononoke) ist hier wohl die bekannteste Ausnahme, auch wegen der verhältnismäßig fortschrittlichen Darstellung seiner weiblichen Protagonistinnen und offenen Kritik an sexistischen Klischees und Stereotypen in seinem Genre – gewissermaßen ein Ausnahmekünstler.

Mädchen- und Jungs-Comics

Ein Großteil der Mangas und Animes fällt in spezifische, nach Alter und Geschlecht differenzierte Kategorien: Shonen für Jungen und Shojo für Mädchen. Sie unterscheiden sich in der Themenwahl – Shonen-Animes sind actionreich und drehen sich hauptsächlich um Kämpfe der Helden gegen alle Arten von Rivalen oder Monstern, Shojo-Animes handeln von Beziehungen, Freundschaften oder romantischen Verstrickungen, aber auch im Zeichenstil gibt es Unterschiede: Shonen-Animes haben ein dynamischeres, »knalligeres« Artwork und sind weicher gezeichnet. Animes und Mangas, die sich an ein junges Zielpublikum richten, sind komplexer, philosophischer und generell »erwachsener«, als zum Beispiel amerikanische Comicserien. Sexualität ist selbst in Comics präsent, die sich an Kinder im Grundschulalter richten. Und auch Homosexualität wird hier nicht verschwiegen. Sie taucht in der einen oder anderen Form in vielen Mainstream-Animes auf. Eri Izawa führt in Gender and Gender Relations in Manga and Anime eine Reihe Kategorien auf, die einen Großteil der Beziehungen in japanischen Comics beschreiben. Die meisten Mangas aus den Siebzigern und ein großer Prozentsatz der aktuellen Comics bilden die alt hergebrachten Stereotype ab. Mädchen sind scheu, schwach und unterwürfig, Jungs sind stark und cool. Selbst wenn das Mädchen in der Geschichte eine Entwicklung durchmacht und ein wenig selbstbewusster wird, führt diese nie zu einer dem Jungen gleichberechtigten Stellung. Dieses Schema findet sich in Shonen- genauso wie in Shojo-Comics. In Shonen-Comics sind Mädchen die »Damsels-in-Distress«, sie müssen von dem männlichen Helden gerettet werden, oder fungieren als Cheerleaderinnen, opfern ihre eigenen Träume für den Protagonisten und wünschen sich »natürlich« ihn irgendwann zu heiraten, für ihn da zu sein, zu Hause zu bleiben und seine Wäsche zu waschen. Mehr in älteren als in den neueren Mädchen-Comics ist die Heldin besessen von ihrem Auserwählten. Sie tut nicht viel anderes als obsessiv an ihr »Love Interest« zu denken. Seitenlang wird erzählt, wie sie vollständig erfüllt ist von Verehrung und Respekt für ihren Angebeteten, davon wie sie sich fragt, wie er sie wohl findet, was sie für ihn tun kann, ob er sie mag, sie mit anderen Mädchen vergleicht.

Dankenswerterweise sind die Protagonistinnen in modernen Mädchen-Comics meist etwas weniger neurotisch. Aber auch hier wird vorausgesetzt, dass Jungen stabiler, zuverlässiger und generell kompetenter sind als die Mädchen.

Die neue Superfrau

Eine etwas realistischere Kategorie ist die »angleichende Beziehung«, mit realistischeren weiblichen und männlichen Charakteren. In dieser muss der Mann einer stärkeren Frau helfen, wieder »normal« zu werden. Zum Beispiel indem er ihr ermöglicht, schwächer, sanfter und generell abhängiger zu werden. Eri Izawa nennt dies: »Bringing the Woman Down«.

Ein Beispiel dafür ist die Adaption des Mangas Chojin Locke, in dem die Gegenspielerin des Helden, eine Kriegerin mit übernatürlichen Kräften, von der Regierung »gebessert« wird, um sie zu einer ganz gewöhnlichen, modebewussten Frau zu machen. Die Botschaft scheint zu sein, dass Frauen einer gesellschaftlich akzeptierten Form von Weiblichkeit entsprechen müssen, um nicht »unnatürlich« zu erscheinen. Männer sollen ihnen dabei helfen, diesen Zustand zu erreichen und ihre Beschützer und Brotverdiener sein.

Es gibt in neueren Mädchen-Comics jedoch auch gleichberechtigte Beziehungen, in denen angenommen wird, dass der Mann zwar stärker, die Frau dafür schlauer und/oder stabiler ist. Selbst als Hausfrau ist sie in der Lage, ihren Verstand zu benutzen und betet ihren Mann nicht automatisch an. Izawa schließt hier auch manche Mangas ein, in denen die Frauen durch die Betonung auf bestimmte, überproportional gezeichnete Körperteile und unrealistisch freizügige Kleidung zwar überwiegend als Sexobjekte erscheinen, aber in dieser Rolle trotzdem noch als kompetent und selbstständig beschrieben werden.

Relativ neu dagegen ist der Topos der »Superfrau«, die stärker und schlauer ist als alle anderen Figuren um sie herum und die sich in diesem Fall nicht einmal dafür schämt! Ihr männliches »Love Interest« will die Frau hier nicht zu sich herunterziehen, sondern versucht im Gegenteil, sich selber auf ihr Level zu heben (der Mann ist hier oft auf die eine oder andere Art etwas unausgeglichen – schwer von Begriff, ohne Selbstdisziplin, unzuverlässig oder hyper-sexualisiert). Die Heldin bleibt dann so lange unnahbar und distanziert, bis sich der männliche Charakter weit genug im Griff hat, sich ihrer würdig zu erweisen. Ein Beispiel dafür wäre der Girls-With-Guns-Anime Black Lagoon. Die Kleidung und Körperproportionen entsprechen oft denen in der vorhergehenden Kategorie.

Kaiba und Ranma 1/2

Sicherlich am interessantesten für diese Fragestellung sind die Comics, die Geschlecht und Gender explizit ansprechen. Kaiba etwa ist ein spannender posthumanistischer Science-Fiction-Anime, der die Suche nach Identität auf eine recht originelle Weise unternimmt. Er entwirft eine Zukunft, in der alle Erinnerungen auf Chips gespeichert sind, Körper für eine privilegierte Oberschicht ohne größere Bedenken ausgetauscht werden können, und eine mittellose Unterschicht oft als billige Körperlieferanten herhalten muss.

Protagonist des Animes ist Kaiba, der sich ohne Erinnerungen in dieser Welt wiederfindet und sich, von mysteriösen Antagonisten verfolgt, im Laufe der zwölf Folgen dieser Serie auf die Suche nach seinem Gedächtnis und seiner Identität begibt. Nachdem er in einer Episode den von allen Erinnerungen entleerten Körper eines Mädchens übernimmt, das sich ganz buchstäblich selbst verkauft hat, um ihre Familie zu unterstützen, trifft er auf einen grobschlächtigen Mann, der, wie wir später erfahren, von der Freundin aus Kaibas früherem Leben »bewohnt« wird. Die beiden spüren eine Anziehung zueinander, wissen aber ihre Gefühle nicht unabhängig von ihren Körpern zu beurteilen. Sie erfahren, dass sie beide nicht in ihrem eigentlichen Geschlecht stecken, und – hier bleibt der Anime hinter seinen Möglichkeiten zurück – sehen dies als ein zu großes Hindernis, um sich näherkommen und dabei ihre Identität bewahren zu können. Auch wenn die Antwort des Films unzureichend erscheinen mag, wirft Kaiba hier nicht uninteressante Fragen auf: Kann ich einen Menschen noch in einem anderen Körper oder mit einem anderen Geschlecht lieben? Was würde es für meine eigene sexuelle Identität bedeuten, wenn mein Partner sein Geschlecht ändert?

Leider bildet Kaiba hier eine Ausnahme, und andere Comics, die den Versuch unternehmen, das Konzept von Gender zu hinterfragen, sind schwer zu finden. Unschwer stößt man auf alberne Klamotten wie den Shonen-Comic Ranma 1/2, in denen das »Gender Bending« des Helden als Comedy-Element eingesetzt wird: Immer wenn Ranma, der Held dieses Mangas, mit Wasser in Berührung kommt, wechselt er sein Geschlecht und mutiert zu seinem vollbusigen weiblichen Ebenbild.

Ähnlich wie in amerikanischen Komödien und Sitcoms der sechziger Jahre sorgt das »Gender-Bending« hier eher für Belustigung und dient letztendlich der Re-Affirmation des rigiden traditionellen Konzepts, der scheinbar in Stein gehauenen Geschlechter. Helen McCarthy, Autorin des Anime Movie Guide, bewertet Ranma 1/2 als ein »zynisches Spiel mit romantischen Stereotypen [...] konservativ und sexistisch«.

Ein Beispiel für einen feministischen Shojo-Anime ist die Serie Revolutionary Girl Utena aus dem Jahr 1997. Die Heldin beschließt, dass sie nicht als Prinzessin auf ihre Rettung warten wird, sondern als Prinz die Rettung lieber selber in die Hand nimmt. Mit ihrer Beziehung zur femininen Anthy ist sie auch ein populäres Beispiel für das Yuri oder Shojo-Ai-Genre (Girls Love), in dem lesbische Beziehungen im Mittelpunkt stehen.

Boys Love

Auch in Deutschland mittlerweile ein erfolgreiches Sub-Genre der Shojo-Comics ist Shounen-Ai oder Boys Love. Dabei handelt es sich um, von Frauen gezeichnete und konsumierte Liebesgeschichten zwischen hübschen, androgynen Jungen. Laut Midori Matsui, einer japanischen Kunstkritikerin und Wissenschaftlerin, war Shounen-Ai zu Anfang eine gezeichnete Form des Bildungsromans und ein ernst zu nehmender Beitrag japanischer Women`s Culture. Ein Beispiel wäre der auch als Anime verfilmte Manga Kaze To Ki No Uta. Populärer in der Gegenwart ist jedoch die im Westen als Yaoi bekannte pornografischere Variante, benannt nach einem recht passenden Akronym von yamanashi ochinashi iminashi (ohne Höhepunkt, ohne Pointe, ohne Sinn). Von einem »schwulen« Genre möchte ich hier nicht sprechen, denn von der so bezeichneten westlichen sexuellen Identität ist es zweifach entfernt: Einerseits versuchen die Zeichnerinnen hier keineswegs die Lebensrealitäten gleichgeschlechtlich liebender, real existierender Männer darzustellen. Sie wollen nicht unbedingt »reale Männer« darstellen, sondern Bishounen (schöne Jungen), die einem androgynen Ideal entsprechend als fantastische, androgyne Geschöpfe von japanischen Frauen und Mädchen als ein eskapistischer Ausdruck ihrer Unzufriedenheit mit den ihnen vorgegebenen stereotypen Gender-Rollen erschaffen wurden.

Ein spannendes Beispiel ist die Realverfilmung des Comics Summer Vacation 1999 aus dem Jahr 1989. Hier wurde die klassische Liebesgeschichte in einem Jungeninternat ausschließlich mit Mädchen besetzt. Julian Stringert bezeichnet den Film in Queer Asian Cinema als eine Variante des »Absolute Transvestite Films«. Er wendet einen »permanenten Transvestitismus« an, indem, im Gegensatz zu Filmen wie Priscilla – Queen of the Desert oder Farewell my Concubine, das Crossdressing der Charaktere nicht thematisiert wird und für den Plot nicht von Bedeutung ist. Wie Marc McLelland in Male Homosexuality and Popular Culture in Modern Japan schreibt, handelt es sich bei den hier dargestellten Beziehungen um eine Fantasie von homosexueller Liebe, die meist konservativ gegendert und demgemäß mit einem passiv-femininen und einem aktiv-maskulinen Partner (Uke und Seme) besetzt ist. Es gibt aber auch eine neuere und noch recht kleine Gattung mit dem Namen Gei-Comi (Gay Comics), die sich vor allem an schwule Männer richtet. Hier sind beide Partner maskulin und stehen in einer gleichberechtigten Beziehung zueinander.

Gay Pop

An Frauen gerichtete Populärkultur in Japan tut sich schwer damit, heterosexuelle Sexualität positiv darzustellen, weil Frauen, wie die Feministin Ueno Chizuko schreibt, durch das patriarchale Wertesystem ständig benachteiligt werden. Dadurch wird vielleicht verständlich, warum es Anfang der neunziger Jahre, durch Filme wie Okoge, Fag-Hag, Gabi oder Twinkle, zu einem regelrechten »Gay Boom« kam. In diesem Filmen geht es um die Beziehung zwischen einem schwulen Mann mit einer heterosexuellen Frau. Ebenso bezeichnend sind Artikelserien in Frauenzeitschriften, in denen die Vorzüge homosexueller Männer, wie Sauberkeit, Gepflegtheit und natürlich ihr »Modebewusstsein«, beschrieben werden. Schwule werden als die besseren Männer angepriesen. Als ihr größter Vorteil gilt dabei, dass sie sich eben grundlegend von ihren heterosexuellen Geschlechtsgenossen unterschieden und daher intimere und liebevollere, wenn auch asexuelle Beziehungen mit ihnen möglich seien. Tatsächlich hat diese stereotype Darstellung jedoch mehr mit den Fantasiewelten der Mädchen-Comics als mit der Lebensrealität schwuler Männer gemein.

In Mainstream-Medien ist die Darstellung weniger sympathisierend und die Belustigung über die »verweiblichten« Schwulen wird kaum kaschiert. Okama (Transen), die offensichtlich nicht als Frauen »durchgehen«, werden in den populären Dokumentationen und Varieté-Sendungen (Wide Shows), in denen den Studiogästen »überraschende« Filme vorgespielt werden, immer wieder in einer sensationsheischenden Freakshow präsentiert.

Eine 1999 ausgestrahlte Fernsehshow zeigt exemplarisch, wie die Diskussion um Homosexuelle für einen Comedy-Effekt herangezogen wird. Unter dem Titel »Japaner, hier ist etwas Seltsames, das ich euch zeigen möchte, die Äußerung ›Homosexuelle sollten getötet werden‹ führt zu einem Aufstand im Studio!« zeigte diese Show eine Debatte, zwischen japanisch sprechenden Immigranten und einigen schwulen und lesbischen Gästen vor einem japanischen Publikum. Die Immigranten wurden aus Ländern ausgewählt, in denen gleichgeschlechtliche Handlungen noch unter Strafe stehen bzw. standen, unter anderem Indien, Pakistan, Iran und Ghana. Das Publikum fand die Vehemenz, mit der manche der nicht-japanischen Studiogäste Homosexuelle als krank und pervers verdammten, besonders lustig. Dies hat teilweise damit zu tun, dass Japaner nicht wirklich verstehen können, warum manche »Ausländer« wegen dieses Themas so aufgebracht sein können, aber auch mit dem Spektakel der japanisch-sprechenden »Ausländer« selbst. Dass diese mindestens ebenso ausgestellt wurden wie die »Homosexuellen«, zeigte schon die Tatsache, dass sie, im Gegensatz zu den japanischen Gästen, statt mit Namensschildern nur durch ihr Herkunftsland identifiziert wurden. Das Spektakel dieser nicht-weißen »Ausländer«, einer sehr kleinen Minderheit in Japan, die auf japanisch wutentbrannte Hetzreden gegen Homosexuelle hielten, war beim japanischen Publikum kein Grund zur Besorgnis, sondern zur Erheiterung.

Role Models?

In den letzten Jahren hat sich die Situation jedoch etwas verbessert. Es gibt populäre Fernsehpersönlichkeiten und Stars, die sich als schwul oder transsexuell geoutet haben. AktivistInnen wird in Talkshows Raum gegeben, sich selbst zu äußern, ohne dabei als Witzfiguren präsentiert zu werden. Ein Import des westlichen »schwulen« Identitätsmodells kann, wegen des in der japanischen Kultur tief verwurzelten Bedürfnisses nicht aufzufallen und des »Coming-outs« als einer konfrontativ wahrgenommenen Stellungnahme gegen eine sehr konformistische Gesellschaft sowie der gleichzeitig sehr großen Toleranz für »abweichende« Sexualitäten, wahrscheinlich nur einer Minderheit attraktiv erscheinen. Die Darstellung in Shojo-Comics bieten, so gut sie gemeint sein mögen, keine befriedigende Identifikationsfläche für Männer, die sich sexuell von anderen Männern angezogen fühlen. Eher wecken Boys-Love-Comics bei jungen Schwulen eine unrealistische Erwartungshaltung, wie ein Interviewpartner in Yajima Masamis Male homosexuals` life histories erzählt. Als er diesen Comics in seiner Schulzeit das erste Mal begegnete, dachte er dass Homosexualität gleichbedeutend damit wäre, ein intelligentes und gut aussehendes Mitglied der Elite zu sein. Und wenn Schwule außerdem süß und hübsch sein müssten, er aber das alles nicht war, was würde dann aus ihm werden?

Wir werden also noch eine Weile warten müssen, bis wirkliche Gei Comi den Sprung von ihrer Nische zur Anime-Adaption schaffen und auch außerhalb Japans gesehen werden können. Jedoch ist die Aussicht nicht hoffnungslos. Angesichts einer ganzen Reihe positiver Beispiele wie Hayao Miyazakis Filme, Revolutionary Girl Utena oder Kaiba, und der schier unendlichen Masse an Titeln, die jedes Jahr neu erscheinen, bleibt Anime – trotz aller Kritik an seinem noch immer charakteristischen Geschlechtskonservatismus – ein spannendes Feld. Und wohl auch gerade weil sich westliche Identitätskonstrukte nie ganz durchgesetzt haben, können hier so ungewöhnliche, widersprüchliche und für nicht-japanische BetrachterInnen manchmal verwirrende Comics entstehen.

~Von Jan Worath. Der Autor lebt in Berlin und bloggt unter: antiterra.blogsport.eu